V: Ist die gravierendste Veränderung durch die Digitalisierung für den Architekten bereits geschehen oder gibt es zukünftige Entwicklungen, welche den Beruf Architekt noch stärker verändert?
FW: Wie bereits gesagt, ist die jetzt gerade stattfindende Umstellung von 2D- auf 3D-BIM die stärkste Veränderung. Viele Architekten sind noch nicht auf 3D umgestiegen, da es wichtige Faktoren zu überlegen gilt:
• Grundsätzlich ist die Frage: Ist ein ausführendes Büro mit verlässlichen 2D-Plänen, die genau und handwerklich gut umgesetzt werden können, nicht genauso gut? Stand heute fehlt noch der Status Pro und Contra zur letztendlichen erzeugten Gebäudequalität durch BIM, was natürlich viele Skeptiker zum 3D unter den Planern bildet.
• Nur 3D ist keine eierlegende Wollmilchsau – mit Anschaffung, Schulung und Umsetzung muss noch mehr investiert werden. Gerade bei kleinen bis mittleren Büros bedeutet dies einen immensen zeitlichen und finanziellen Kraftakt, um alle BIM-Aspekte zu bedenken und umzusetzen.
• Welche Gebäude sind letztendlich die Besseren? Sind es die 2D oder 3D geplanten Gebäude? 2D wird systematisch von Grund auf geplant, lange ohne Gesicht. Bei 3D bekommt ein Gebäude sofort eine Erscheinung und Wirkung, die in schlechtesten Fall möglicherweise den Bauherren gar nicht anspricht oder auch beim Bauen nicht umsetzbar ist. Oft werden auch in 3D-Entwürfen keine Materialitäten gezeigt, um sich hier Freiräume zu schaffen und sich ganz bewusst noch nicht festzulegen.
• Architekten mit 3D-Visualisierungen wirken im Wettbewerb jedoch moderner und müssen danach auch den Beweis antreten, ihre dargestellten Projekte auch so zu verwirklichen, was dann nicht immer gelingt. Genau das wird dem Architekten immer wieder in den späteren Phasen dann vorgeworfen.
Diese Aspekte und mehr gilt es in Relation zu setzen und Architekten stellen sich zurecht die Frage, wem BIM denn eigentlich nutzt? Kommt nach Deutschland ein Wandel mit Generalunternehmen und „IPD“ oder bleibt die traditionelle Sichtweise der Planungskultur entlang der Leistungsphasen für Architekten bestehen? Das wäre der gravierendste Einschnitt in die Rolle des Architekten im Bauwesen.
Ich persönlich glaube nicht an eine flächendeckende Entwicklung für die bestehenden Planungsbüros und vielschichtigen Planungsarten. „Europa hat historisch gesehen einen traditionellen „Baucharakter“ und möchte die Individualität der Bauwerke auch aus nachhaltigen Gründen nicht einbüßen“. In der aktuellen DIN EN ISO 16739 wurde gerade diese weitere Offenheit des Planungsprozesses im Format IFC 4.0 zu einer gesetzlichen Grundlage für Planungen festgeschrieben, die dann 2020 bindend werden könnte. Damit bekennt sich die Regierung zur vielschichtigen Planungsweise Open-BIM mit offenem Planungs- und herstellerunabhängigem Format.